Gerade in der heutigen Arbeitslinien bzw Field Trial Zucht hat man oftmals das Gefühl, dass schnell schon kaum mehr ausreichend ist und das Zuchtziel auch in diesem Lager immer mehr zur Übertypisierung führt. Ein Hund der nicht förmlich 100km/h raus aufs Dummy läuft ist schon fast out und fad und in der Suche soll der Hund am besten das ganze Gebiet wie ein Wildschwein durchackern in höchstem Tempo. Das die Genauigkeit dabei vielmals auf der Strecke bleibt und die heutige Arbeitslinie dadurch auch immer extremere Hundetypen hervorbringt liegt auf der Hand. Hündinnen die nur noch schwer die 20kg Marke knacken, spitz und lang im Fang werden, denen es an Knochenstärke und Wristhöhe fehlt sind nur einige Beispiele vom anderen optischen Extrem welches genauso wenig labradortypisch ist wie Show Hunde die teilweise schon mehr als 40kg wiegen.
Wir wissen heute, dass Körperbau und Wesen unvermeintlich miteinander gekoppelt ist und ein sehr feiner, zarter Körperbau auch ein sehr feines und zartes Wesen mit sich bringt ebenso wie ein extrem kräftiger und massiver Körperbau gegenteiliges.
Sehr gut beschrieben übrigens in dem Buch "vom Körperbau des Hundes" - Ähnlich zu vergleichen mit der in der Pferdeszene seit Jahrhunderten bekannten Trennung in Voll - Warm - und Kaltblut.
Beide Extreme waren und sind nie Zuchtziel der klassischen Labradorzucht gewesen. Ein moderater, hochbeiniger eleganter Hund der aber über genügend Knochenstärke, Ausdruck und Masse für die harte jagdliche Arbeit mitbringt ist MEIN Idealtyp. Der Hund soll noch klar als Labrador Retriever angesprochen werden können und weder einem Molosser auf der einen noch einem Windhund auf der anderen Seite ähneln.
Da auch das Wesen mit dem Typ korreliert, wäre mir auch hier der Weg in der Mitte nur sehr recht. Weder ein zu nervöses noch unsicheres Wesen als auch ein zu aufdringlicher und sturer Charakter liegt nicht in meinem Bestreben.
Was mir extrem wichtig ist, ist die Menschenfreundlichkeit. Leider sieht man immer mehr Arbeitslinien die sich von fremden kaum noch angreifen lassen und ängstlich zurückweichen, genauso wie Showlinien die eine hohe Territorialität und Aggressionsbereitschaft zeigen. Beides sind Entwicklungen die der Rasse bestimmt nicht gut tun.
Ob eine Zucht "in der Mitte" sinnvoll oder auf Dauer überhaupt machbar ist wird sich weisen - für mich ist es in jedem Fall der einzige Weg diese Rasse in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten und Gott sei Dank gibt es auch von vielen anderen Züchtern beider Lager Bemühungen zu einer zumindest langsamen Annäherung beider Linien. Zusammenbringen wird man sie wohl nicht mehr können - aber beide Seiten können zumindest den Versuch starten sich nicht noch weiter voneinander zu entfremden!